Gesundheitliche Herausforderungen in der Pflege
Pflegekräfte sind einer Vielzahl an beruflichen Anforderungen und gesundheitlichen Herausforderungen ausgesetzt, die sehr spezifisch für diese Berufsgruppe sind. Dazu zählen u. a. der Schichtdienst, mitunter hohe emotionale Belastungen durch die besondere Nähe zu den Patient*innen, hoher Zeitdruck, körperlich belastende Arbeit und teilweise wenig finanzielle Anerkennung und Weisungsbefugnisse (Die Techniker, 2019). Diese Belastungen, kombiniert mit einer immer geringer werdenden Personaldichte und des immer größer werdenden Bedarfs an Pflegekräften durch eine alternde Gesellschaft führen zu einer Verschärfung der Belastung. So zeigt sich, dass Pflegekräfte häufiger krank sind als gleichaltrige Vergleichsgruppen (Die Techniker, 2019).
Die Belastungen äußern sich in einer Vielzahl an gesundheitlichen Problemen von Pflegekräften (siehe Abbildung). Isfort et al. (2018) konnten herausfinden, dass zu den drei häufigsten muskuloskelettale Erkrankungen, psychische Belastungen und Gewalt und Aggressionen gegenüber Pflegekräften zählen.
Vereinzelte Initiativen zur Gesundheitsförderung in der Pflege
Teilweise reagieren stationäre Einrichtungen bereits auf diese Belastungen. Jedoch verfügen erst 43 % der Pflegeeinrichtungen über Angebote des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) (Isfort, et al., 2018). Das häufigste Angebot für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) im Krankenhaus ist die Rückenschule (DKI; BDO, 2018). Viel seltener gibt es jedoch Angebote zur Stressreduktion (DKI; BDO, 2018). Trotz teilweise zahlreicher Angebote ist jedoch ein flächendeckendes Problem, dass die Angebote mehrheitlich von bereits gesunden Mitarbeiter*innen besucht werden und Mitarbeiter*innen mit tatsächlichen Beschwerden diesen häufig fernbleiben (Isfort, et al., 2018).
(Fehlende) Zeit als größte Herausforderung für BGM
Allen Betreiber*innen von Pflegeeinrichtungen, Pflegediensten und Krankenhäusern haben sicherlich ein Interesse daran, dass ihre Belegschaft gesünder und produktiver ist. Grundsätzlich wird sich wohl auch niemand gegen Betriebliches Gesundheitsmanagement wehren. Jedoch ist eine der größten Herausforderungen, dass der normale Berufsalltag zum einen kaum Zeit lässt, BGM-Angebote in den Alltag zu integrieren bzw. auf der anderen Seite sich die Zeit zu nehmen, eine wirkliche Strategie für betriebliches Gesundheitsmanagement zu entwickeln. Und dann schrecken auch noch eher fremde Begriffe wie „Gefährdungsbeurteilung“ oder „PDCA-Zyklus“ zusätzlich ab.
Warum insbesondere Nudges Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen unterstützen kann
Nudges sind kleine Impulse im Alltag, die uns automatisch dabei helfen, gesündere Entscheidungen zu treffen. Häufig sind es tatsächlich Kleinigkeiten, die geändert werden müssen, damit eine Verhaltensänderung eintritt. Insbesondere die Modelle MINDSPACE und EAST bieten einen Handlungsrahmen, um Nudges für die spezifischen Settings kreativ zu entwickeln. Das Besondere an Nudges ist, dass sie
- Mit einem geringen finanziellen Aufwand einhergehen
- In der Regel alle sozialen Gruppen anspricht (also keine ‚Soziale Selektion‘
- Automatisch und niedrigschwellig im Alltag zu integrieren ist
Mögliche Nudging-Ansätze
Muskuloskelettale Erkrankungen
- Nudges zum vermehrten Besuch von Rückenschulen oder zur selbständigen Übung
- Nudges zur Einhaltung besserer ergonomischer Arbeitshaltungen
- Nudges zur Stressreduktion
- Nudges zur tatsächlichen Benutzung von Pflegehilfsmitteln (z. B. Transferhilfen)
Psychische Belastungen/Gesundes Führen
- Barrieren für Gespräche abbauen
- Einführung von Kurzpausen
- Dedizierte Rückzugsräume oder gemeinsamer Pausenort für ambulant tätige Pflegekräfte
- Nudges zur Teilnahme an Entspannungsübungen
- Nudges für einen besseren Schlaf
- Einfaches Warn-/Ampelsystem für Anzeige der Arbeitsbelastung (insbesondere als Signal an Führungskräfte)
Gewalt gegenüber Pflegekräften
- Nudges zum Schutz der Pflegekräfte
- Einführung eines Warn-/Meldesystems
- Nudges zum Einbezug der zu Pflegenden
Finanzierung der Maßnahmen
Aktuell ist die Pflege zumindest medial, aber auch politisch hoch im Kurs. Dies hat zur Folge, dass auch finanziell gerade die Bandagen etwas gelockert sind und tatsächlich viel Geld, was eigentlich der pflege zur Verfügung steht, nicht ausgegeben wird! Die Kranken- und Pflegekassen, aber auch Renten- und Unfallversicherung sind hier die geeigneten Ansprechpartner. Für Ihren Betrieb bedeutet das vor allem eines: Ihr finanzielles Investment bleibt überschaubar und im besten Falle wird sogar alles von oben genannten Sozialversicherungsträgern finanziert. Wenden Sie sich daher gerne an uns, wenn Sie weitere Fragen zur Finanzierung haben bzw. wir Sie dabei beraten sollen: info@laeuft.eu
Weiterführende Literatur

Autor: Dr. Mathias Krisam
Arzt und Geschäftsführer von läuft
Schreib dem Autor für Feedback oder weitere Fragen zum Thema: mathias.krisam@laeuft.eu
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